Eine Ohr-Operation rettet Ali-Hasan Leben und Gehör

HEESSEN Als Ali-Hasan Obad Ende Januar aus dem Jemen nach Deutschland kam, konnte er so gut wie nichts mehr hören. Seine Knochenvereiterungen in beiden Mittelohren hatten sogar schon lebensbedrohliche Ausmaße angenommen. Retten konnte ihn nur noch eine Operation. Das Hammer Forum hatte den Elfjährigen eingeflogen, um ihn in die erfahrenen Hände des Hals-Nasen-Ohrenarztes Dr. Dr. Jürgen Abrams zu geben.

„Die Autofahrt vom Flughafen nach Hamm war ein Horrortrip für den Jungen“, erinnert sich Claudia Kasten vom Hammer Forum. „Jede Kurve und jede Bodenwelle war unangenehm für ihn“, berichtet sie. „Kein Wunder“, sagt Abrams. „Denn auch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr lag schon frei. Die Knochen im gesamten Innenohr waren betroffen. Ich musste bis ganz nah ans Gehirn herangehen. Das Gehör war nicht mehr zu rekonstruieren“, erzählt er vom dramatischen Befund. Viereinhalb Stunden habe er an jedem Ohr operieren müssen. Auch bei mehreren Nachsorgeterminen habe er Ali-Hasan nochmals in Narkose versetzen müssen. Er wie auch die St.-Barbara-Klinik verzichteten auf ein Entgelt.

Die beiden Operationen waren auch für Abrams eine medizinische Herausforderung. „So einen ausgeprägten Befund eines Zwiebelperlgeschwulstes kennen wir hier gar nicht mehr. Durch gute Vorsorge und frühes Eingreifen können wir vorbeugen. Und es gibt gar nicht mehr so viele Spezialisten, die eine solche Operation durchführen können. Aber noch in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind die Menschen reihenweise daran gestorben“, so Abrams. Vermutlich habe der Junge bereits seit früher Kindheit ständig laufende Ohren gehabt. Später habe er auch starke Schmerzen ertragen müssen. „Hören konnte er wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr“, sagt Abrams.

Bewährte Technik half hier weiter. Jürgen Rabe, Hörgeräteakustikermeister mit einer speziellen Ausbildung für Kinder, passte Ali-Hasan in vielen Sitzungen zwei Hörgeräte kostenlos an, so dass der Elfjährige heute jedes Wort und jedes Geräusch mitbekommt. „Der schönste Moment war beim Einschalten des ersten Hörgerätes. Da leuchteten seine Augen richtig auf und er hatte ein Strahlen im Gesicht“, berichtet Rabe. Gesponsert waren sie vom Hersteller Phonak. Nicht modernste, sondern robuste Technik hat Rabe dabei verwendet. „Was nutzt ein programmierbares Gerät, wenn im Jemen niemand die entsprechende Vorrichtung hat. Diese Hörgeräte kann man noch mit einem kleinen Schraubenzieher einstellen.“

So sei auch die Nachsorge im Jemen sichergestellt, sagt Kasten. Dreimal im Jahr komme das Hammer Forum in die Hauptstadt Sana

Quelle: Artikel vom 10.06.2009 aus http://www.wa-online.de